Akteure, Instrumente und Themen für eine Digital Humanism Initiative in Wien (2019)
Studie im Auftrag der Stadt Wien, Magistratsabteilung 23
„The system is failing!“ Warum geben Computerwissenschaftler*innen Alarm?
Diese Aussage hat Tim Berners-Lee, der Entwickler des Internet, kürzlich unter großem öffentlichem Aufsehen getätigt. Zahlreiche führende Computerwissenschaftler*innen schließen sich diesem Befund an und was sie meinen, ist täglich zu erleben: Angriffe auf demokratische Institutionen, Monopolisierung, Intransparenz der Konzerne bei totaler Transparenz der Nutzer*innen, Filterblasen und die Ausbreitung von kruden ReizReaktionsmustern sind massiv zu beobachten. Sie be- und verdrängen etablierte politische Diskurse, offene Märkte, Arbeitnehmer*innen- und Verbraucherschutz und Privatsphäre sowie reflektierte Formen der Diskussion und des sozialen Umgangs. Das liegt nicht an der Digitalisierung per se, die uns viele Vorteile und Annehmlichkeiten bringt. Das liegt vielmehr an einer Mischung von (i) anything goes, (ii) naiven Designprinzipien was gesellschaftliche Folgen betrifft, (iii) zugleich sehr raffinierten Designprinzipien was wirtschaftliche Durchsetzungsmacht anbelangt. (iv) Vielfach steht auch ein libertäres Menschen- und Gesellschaftsbild dahinter, das politische und wirtschaftliche Vermittlungsstrukturen umgehen oder ausschalten will. (v) Politik und Intermediäre haben noch keine ausreichenden Gegenstrategien entwickelt, um regulatorisch oder aktiv gestalterisch auf diese massiven Phänomene einzuwirken.